Vernachlässigte Aquarien
und Wohlbefinden der Bewohner

Alle Fotos: K.Dreymann

Ich habe zu Hause mehr oder weniger zwanzig verschiedene Aquarien mit unterschiedlichem Besatz, die alle bis auf eins über Mattenfilter gefiltert werden und Sandboden haben, der manchmal glattgeschliffene Flusskiesel oder Felsen und/oder viel Holz trägt. Pflanzen dienen bei mir nur der Befriedigung meiner Ästhetik in Bezug auf die Farbe grün, und zeigen sich sicher deshalb überwiegend in Form von Vallisnerienwäldern und gelegentlichen Cryptocorynen oder Hornkraut - von unerwünschten Wasserlinsen und erwünschtem Froschbiss mal abgesehen.

Ich habe zwar hauptsächlich Welse der verschiedensten Familien, Gattungen und Arten, interessiere mich aber genauso stark für Diskus, Altum, Blattfische, Makropoden, Blaubarsche, Endlers, Schwertträger, Flossensauger, Schmerlen, Fadenfische, Salmler, Kampffische und welche, die ich noch gar nicht kenne.

Unsere zwölf Schulaquarien, die unter meiner Anleitung in einer wöchentlichen Arbeitsgemeinschaft gepflegt und betreut werden, sind in etwa ähnlich wie meine eigenen aufgebaut und ausgestattet, wobei der Besatz in den Schulaquarien natürlich auch oft durch den Geschmack der verantwortlichen Schüler/innen bestimmt wurde.
Nachzuchten von meinen Fischen sind dort aber immer sehr gern gesehen, so dass ich diese sozusagen in ihrer Weiterentwicklung unter verschiedenen Bedingungen beobachten kann.

Dieses ist besonders interessant, weil die Schulaquarien ja auch als Experimentierfeld für Neuaquarianer dienen und demzufolge sehr unterschiedlichen Pflegeaktivitäten unterliegen. Alleine Ferien, Wochenenden und Feiertage sorgen schon automatisch für Sachzwänge im Hinblick auf Fütterungen und Wasserwechsel, will sagen: Meine Aquarien unterliegen einer verlässlichen, regelmäßigen und sorgfältigen Pflege - die Schulaquarien eher nicht.

Der Wasserwechsel funktioniert bei mir mit einiger Regelmäßigkeit und er verteilt je nach Bedarf Umkehrosmosewasser oder Leitungswasser, den Anforderungen gemäß entsprechend wohltemperiert, oder als "Kältschockstimulanz" für laichunwillige Panzerwelse usw.

Der Wasserwechsel in der Schule findet aufgrund der besonderen Situation Schule sehr unregelmäßig statt und von wohltemperiertem Wechselwasser ist mangels Warmwasserleitung in dem Aquarienraum nie die Rede. Das führt im Winterhalbjahr vorsichtshalber zum Unterlassen des Wasserwechsels - die Becken sind allerdings auch eher schwach besetzt.

Ich habe inzwischen ein paar Erfahrungen und hier und da mehr oder weniger fundiertes Wissen über die Wasserchemie und weiß natürlich, wen ich im Bedarfsfall fragen müsste und wo ich nachlesen könnte.

Für die Schüler/innen ist erstmal Wasser gleich Wasser und es bringt sie nicht entscheidend weiter, wenn ich sie abstrakt über ph-Wert oder Nitritwerte belehre - sie machen außerdem noch ihre eigenen Erfahrungen, die für sie dann viel wichtiger und nachhaltiger sind:

Wir hatten zusammen einen Schwarm Rotkopfsalmler in einem Zoogeschäft ausgesucht, der in eins der Schulaquarien überführt werden sollte - ich bin wohl gerade durch andere Aktivitäten oder Fragen abgelenkt gewesen, ich weiß es nicht mehr - da hatten sie den Schwarm schon umgesetzt und mussten mit Bestürzung beobachten, dass fast alle Rotkopfsalmler mit dem Bauch nach oben schwammen........

Gut - ich bin mir sicher, dass diese Schüler/innen nie mehr neue Fische einfach umsetzen werden und dass sie zukünftig die sonst nur übliche Temperaturanpassung als nicht ausreichend empfinden werden - sie wollten natürlich sofort wissen, wieso sich die Rotkopfsalmler so verhielten und fragten nach und mussten dann mit dem JBL-Kasten diverse Wasserwerte messen: Der pH-Wert des Händlerwassers betrug 7,5, unser pH-Wert war 6,0. Sie hörten von fünfzehnmal saurer und lernten dann dabei......

Alles in allem kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten: Die Fische in unseren Schulaquarien führen ein risikoreicheres Leben, das sich im Vergleich zu meinen eigenen Aquarien nicht auf regelmäßige und auch nicht auf sehr sorgfältige Pflege verlassen kann.

Und trotzdem muss ich neidvoll zugeben:

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