Schwarzwasserbecken?

6.04.2021

Mein Aquarienhändler weiß ja, dass ich mich sehr für Chaca chaca-Welse interessiere. Und als einer seiner Großhändler zufällig welche im Angebot hatte, hat er schnell drei Exemplare bestellt, aber wg. der aktuellen Seltenheit dieser Welse, hat er nicht damit gerechnet, dass er wirklich noch welche von dem knappen Angebot geschickt bekommt...
Er bekam aber sehr wohl drei Welse und hat mich daraufhin sofort per Telefon benachrichtigt. Es waren drei schöne Exemplare, für 75,00 € pro Stück. Ein stolzer Preis, aber ich hätte trotzdem zugegriffen. Das Problem war aber, es waren keine Chaca chaca, sondern Chaca bankanensis.

Da hatte ich ja schon eine unangenehme Erfahrung gemacht und dann dazu eine Nachricht von einem Aquarianer aus Singapur bekommen. Die Welse leben in Schwarzwasser mit einem pH-Wert von 4. Höhere pH-Werte lassen eine größere Keimdichte zu, und Chaca bankanensis reagiert darauf wahrscheinlich früher oder später mit Infektionserkrankung, wie es mit meinen Chaca bankanensis vor einigen Jahren auch passiert ist -> Chaca bankanensis.

Auf Dauer einen stabile Schwarzwasserumgebung mit derart niedrigem ph-Wert zu konstruieren traue ich mir nicht zu. Außerdem besteht für mich ja auch noch die Gefahr, dass diese Welse durch ihren relativ langen Transport in "normalem" Aquarienwasser schon vorgeschädigt sind. Ich werde mal sehen, ob und wie sich die drei Welse im Becken des Aquariengeschäfts über längere Zeit halten. Fressen tun sie gut...


Klaus Dreymann


Die Hilfestellungen von anderen Aquarianern sind bisher folgende:

1. Tobias Möser:

Ich schreibe daher ins Blaue über Fische, die ich in meinem Leben vielleicht drei Minuten gesehen habe. Meist "brauchen" die wenigsten Schwarzwasserfische so extreme Wasserwerte wie pH 4,0. Bisher habe ich das nur bei einigen Betta-Arten erlebt, andere Labyrinther möglicherweise auch. Ich würde in dem Fall wie folgt vorgehen:

- Aquarium mit einer dünnen Sandschicht und darüber einer größeren Schicht aus leichtem Material, z.B. Laub, Torf oder Kokoserde (auf Nitrat/Phosphat testen) und Totholz einrichten.
- Härte auf 2° KH einstellen, mit CO2 bei 6,0 bis 6,2 puffern
- UV-Klärer mit hoher Leistung installieren (so dass das gesamte Wasser 2 bis 3 mal pro Stunde am UV-Klärer vorbei läuft)
- Das Wasser mit Gerbstoffen anreichern. Die gibt es auch als Konzentrat in der Flasche zu kaufen. Ruhig die Maximaldosis angehen.

Deine Angst, die Tiere hätten möglicherweise im Zwischenhandel einen Schaden bekommen, kann ich verstehen. Die schwebt bei mir auch bei jedem Kauf mit. Bei robusten Tieren gehts bei mir aus der Händlertüte erst einmal in ein Salzbad, damit sie mit der Schleimhaut einen Großteil der aufsitzenden Bakterien abwerfen. Danach erst ins Quarantänebecken, wo ich Wildfänge zweimal gegen Kiemenwürmer behandle. Erst danach, also nach ca. 14 Tagen gehts ins Haltungsbecken.

Ob die Chaca das Salzbad vertragen, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall würde ich sie mit einer ordentlichen Ladung Gerbstoffe begrüßen. Falls du keine konzentrierten Gerbstoffe aus der Flasche bekommst: Holzpellets aus Eiche oder Buche zum Räuchern oder Grillen kannst du ebenso nehmen wie Korkrinde und vermutlich auch alles andere, was aus Eiche, Buche oder Walnuss ist.

2. Tobias Möser:

CO2 raubt den Fischen nicht den Sauerstoff, sondern erschwert das Abatmen von CO2. Im Endeffekt passiert dasselbe: Der Fisch muss mehr Energie in die Atmung investieren. Haben Chacas so etwas wie Darmatmung? Dann wärst du fein raus.
- Was die Wasserchemie angeht: Du brauchst "nur" den pH-Wert und den Leitwert im Auge behalten. So lange der Leitwert stabil bleibt, z.B. bei 100 oder 150 µS/cm, wird bei gleichem CO2-Gehalt auch der pH stabil bleiben, denn dann hast du einen guten Puffer aus Karbonaten und Kohlensäure. Werden die Karbonate verbraucht, z.B. durch Komplexbildung mit Huminstoffen, geht zunächst der Leitwert runter, dann folgt ihm der pH. Beides kann schlagartig eine Frage weniger Stunden sein.
- Ich könnte mir vorstellen, dass ich in einem solchen Aquarium einen etwa tischtennisballgroßen Kalkstein "installiere", der bei sinkendem pH immer mehr Karbonat ins Wasser abgibt, um die Sache zu puffern. Das bremst möglicherweise den Abfall der Karbonate und damit LW und pH.

3. Unbenannt:

Auch wenn ich damit keine Erfahrung hab, aber was spricht gegen das Filtern über Torf u gegebenenfalls Säcke oder dergleichen mit Torf gefüllt?
- Torf zieht die kh raus und senkt wie du sicher weißt die Gesamthärte, die Werte sollten stabil sein, normaler Baumarkttorf. Wie etwa Torf im Boden müsste es natürlich regelmäßig ausgetauscht werden. Korrigiert mich wo mein Denkfehler ist, ihr seid beides "alte" Hasen und ich schreibe gerade absolut nichts neues... ich hab von den Fischen gerade zum ersten mal gehört, aber das liegt für mich bei dem Torfboden gerade nah, da der ja nen größeren Aufwand benötigt beim regelmäßigen Austausch.

4. Tobias Möser:

Grundsätzlich hast du Recht, das ist der Hauptgrund, warum Torf eingesetzt wurde/ wird. Die enthärtende Wirkung von Torf (Blättern, Holzpellets/Chips, Kork etc.) basiert ja darauf, dass Humin- und möglicherweise auch Gerbstoffe mit Calcium- und Magnesium-Ionen unlösliche Verbindungen eingehen. D.h. du entfernst den Nicht-Karbonatteil aus dem Wasser und erhältst freie Karbonate, die schlagartig über das Karbonat-Kohlensäure-Gleichgewicht teilweise zu Kohlensäure dissoziieren und als CO2 teilweise ausgetrieben werden. Und genau da ist das Problem:
- Wenn ich zuviel Karbonat aus dem Wasser ziehe, geht mir der Kohlensäure-Karbonatpuffer in die Knie. Dann flitscht der pH-Wert wie eine Flipperkugel durch die Gegend, weil nichts mehr da ist, was kleinste Einflüsse puffern kann. Da können bereits stickstoffhaltige Ausscheidungen der Fische Auslöser sein. Bei kleinen und wenigen Fischen wie 5 Betta albimarginata auf 150 Liter Wasser ist das kein Problem. Die Chacas sind aber Fleisch- bzw. Fischfresser, die sehr stickstoffhaltig ausscheiden. Und sie sind „etwas“ größer als Betta albimarginata. Klaus hatte vor Jahren mal das Problem, dass diese Ausscheidungen den pH so schnell runter krachen ließen, dass (im übertragenen Sinn) in der Wohnung unter ihm der Putz von der Decke gekommen ist. Daher die Idee, immer eine kleine Menge Kalk im Aquarium zu halten, um weiches Wasser nicht in karbonatfreies Wasser umschlagen zu lassen.
- Gar keine Frage: Am besten geht es vermutlich mit externer Wasseraufbereitung: Osmosewasser, Leitungswasser für 100 µS/cm beimischen, mit Gerbstofflieferanten auf einen Wunsch-pH einstellen und beim Wasserwechsel ins Aquarium. I m Aquarium dann regelmäßige Leitwertkontrolle, pH-Steuerung über CO2 und zur zusätzlichen Desinfektion den UV-Klärer. Das ist ne Menge Arbeit, zumal ich hier mit regelmäßigen und großen Wasserwechseln arbeiten würde.

4. Rainer Nusser:

Hallo Klaus, brauchen die Fische pH4 oder geht es nur um die Keimdichte?
Wenn Letzteres der Fall ist, könnte man ja die Bedingungen auch mittels UV-Klärer optimieren. Hätte den Vorteil, dass Du nicht so sehr auf den pH aufpassen musst. pH4...Leitfähigkeit kleiner als 100....das kann schnell mal ins Auge gehen. Was den Torf anbelangt: grundsätzlich könntest Du sogar Torf als Bodengrund einbringen. Karl-Heinz Erlewein hatte mal ein Schaubecken mit Torf als Bodengrund an der Aquafisch gemacht. Ist bestimmt 15 Jahre her.. Ob die Chaca das Salzbad vertragen, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall würde ich sie mit einer ordentlichen Ladung Gerbstoffe begrüßen. Falls du keine konzentrierten Gerbstoffe aus der Flasche bekommst: Holzpellets aus Eiche oder Buche zum Räuchern oder Grillen kannst du ebenso nehmen wie Korkrinde und vermutlich auch alles andere, was aus Eiche, Buche oder Walnuss ist. Am besten geht es vermutlich mit externer Wasseraufbereitung:
- Osmosewasser, Leitungswasser für 100 µS/cm beimischen,
- mit Gerbstofflieferanten auf einen Wunsch-pH einstellen und beim Wasserwechsel ins Aquarium
- Im Aquarium dann regelmäßige Leitwertkontrolle,
- pH-Steuerung über CO2
- und zur zusätzlichen Desinfektion den UV-Klärer. Das ist ne Menge Arbeit, zumal ich hier mit regelmäßigen und großen Wasserwechseln arbeiten würde.


Unterm Strich heißt das jetzt für mich unter meinen Bedingungen hier vor Ort:

- UV-Klärer läuft schon.


- Seemandelbaumblätter sind drin.


- CO2-wird zugesetzt.


- pH-Controller geeicht und auf pH 6 eingestellt.


Erste Bilanz: über Nacht mit pH 6 und KH 3 lief alles normal. Die Fische Hemirhamphodon tengah (Neonstreifen Halbschnabelhecht), die im gleichen Biotop wie eine Zwerg-Schokoladengurami-Art (Parasphaerichthys ocellatus) leben, sind ja niedrige pH-Werte gewöhnt.

Ich habe den pH-Controller jetzt auf pH 5 eingestellt.


Also wenn ich die Wasserchemie richtig verstanden habe: Wenn ich jetzt ein Becken mit stabilem pH5 eingerichtet habe, und die Chacas z.Zt. noch in pH 7,5 gehalten werden, dann ich kann ich sie doch nicht einfach umsetzen, nicht wahr?

5. Tobias Möser:

ich würde es langsam über 2 h machen. Es ist unproblematischer, von hohem in niedrigen pH umzusetzen, als anders herum. Wenn du sie kaufst, würde ich den Verkäufer bitten, sie einzeln und mit viel Wasser zu packen. Dann setzt du sie gemeinsam in ein kleines Becken mit dem Transportwasser, stellst es auf den Boden und lässt über einen Luftschlauch Wasser hinein tröpfeln. Wenn du einen pH von 6 oder drunter erreicht hast, und sich der Leitwert nicht zu sehr unterscheidet (30 bis 50%), kannst du sie ohne das Transportwasser umsetzen.